Seit 2008 wurden für die Stadt Köln Bilanzen angefertigt und können als Zeitreihe verglichen werden.
Im Folgenden finden Sie Informationen zur aktuellen Energie- und Treibhausgasbilanz nach BISKO. Über den BISKO-Standard hinausgehend (nachrichtlich) werden im Zusammenhang mit der lokalen (d.h. im Stadtgebiet) Stromerzeugung verbundene Treibhausgas-(THG) Emissionen betrachtet.
Das Diagramm zeigt die Gesamtbilanz der THG-Emissionen für das Kölner Stadtgebiet nach BISKO, nicht witterungskorrigiert und erstellt im Klimaschutz-Planer, nach Verbrauchssektoren. Stand September 2024.
Bericht zur Treibhausgasbilanz 2021
Hintergrund zur Bilanzierung nach BISKO
Die Energie- und Treibhausgas (THG)-Bilanz für das Jahr 2021 wurde, wie für die vorherigen Bilanzjahren ab 2008, ebenfalls anhand der Bilanzierungs-Systematik Kommunal (BISKO) erstellt. Diese Systematik hat sich bei Bilanzerstellungen in Deutschland etabliert. Der BISKO-Standard wurde mit dem Ziel entwickelt, die THG-Bilanzierung in Kommunen bundesweit zu standardisieren und vergleichbar zu machen.
Der Ansatz einer endenergiebasierten Territorialbilanz ist ein grundlegender Bestandteil des BISKO-Standards. Das bedeutet, dass alle auf dem Stadtgebiet der Stadt Köln anfallenden Verbräuche von Endenergie (die Energiemengen, die den Verbraucher*innen nach Umwandlung und Verteilung direkt zur Verfügung stehen, z.B. in Form von Strom, Benzin oder Wärme) mit einbezogen werden. Diese werden fünf Verbrauchssektoren (Verkehr, private Haushalte, kommunale Einrichtungen, Industrie, und Gewerbe/Handel/Dienstleistungen/Sonstige) zugeordnet.
Über spezifische Emissionsfaktoren werden dann die THG-Emissionen berechnet.
Graue Energie (der indirekte Energiebedarf bei Produktion oder Kauf eines Konsumgutes =Konsum) wird nicht bilanziert.
Für die Berechnung der Emissionen des Endenergieverbrauchs werden alle Kohlenstoffdioxid-Äquivalente und auch die Emissionen der Vorketten (Förderung, Transport und Herstellung) berücksichtigt.
Kohlenstoffdioxid-Äquivalente oder auch CO2-Äquivalente (CO2-eq oder CO2-e) sind eine Maßeinheit, um die Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase zu vergleichen.
Denn: Treibhausgase wirken unterschiedlich. Methan (CH4) zum Beispiel ist innerhalb von 100 Jahren 28 Mal schädlicher (Auflösung der Ozonschicht), als Kohlenstoffdioxid (CO2).
Methan verbleibt jedoch nur 12 Jahre in der Atmosphäre, Kohlenstoffdioxid hingegen wirkt dort bis zu 500 Jahre.
Weitere Treibhausgase sind Lachgas (N2O), die fluorierten Treibhausgase (F-Gase), zu welchen wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW) und perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW) gehören, sowie Schwefelhexafluorid.
Emissionsfaktoren
Die Emissionen des Stromverbrauchs werden mit einem über Deutschland gemittelten Emissionsfaktor (Bundesstrommix) berechnet. Um die Auswirkungen der lokalen Stromproduktion darstellen zu können, werden in einer separaten Ergebnisdarstellung die Emissionen über den lokalen Strommix ermittelt. Die Emissionsfaktoren werden von unterschiedlichen Datenquellen, wie dem Globalen Emissions-Modell integrierter Systeme (GEMIS), dem Umweltbundesamt oder dem Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) zur Verfügung gestellt und für jedes Jahr aktualisiert. Dies kann zu unterschiedlichen Emissionswerten bei vergleichbarem Energieverbrauch zwischen Jahren führen. Aufgrund von Datenverfügbarkeiten können aktuelle Emissionsfaktoren ausschließlich mit etwa eineinhalb Jahren Verzögerung zur Verfügung gestellt werden.
Bilanzerstellung im Klimaschutz-Planer
Bisher wurden die Kölner Energie- und Treibhausgasbilanzierungen mit einem Excel-basierten Tool des ifeu durchgeführt. Für das das Jahr 2021 wurde die Bilanz erstmalig mit dem Klimaschutz-Planer erstellt. Der Klimaschutz-Planer ist eine webbasierte Software zum Monitoring des kommunalen Klimaschutzes. In diesem Tool können unter anderem die Endenergieverbräuche von Kommunen zusammengeführt und nach Energieträgern und Sektoren ausgewertet werden. Dabei werden die Nutzer*innen an die BISKO-Methodik herangeführt, um interkommunal vergleichbare Ergebnisse erzielen zu können.
Die Nutzung des Klimaschutz-Planers soll der Qualitätssicherung dienen, da eine transparente und dauerhafte Fortschreibung unter Berücksichtigung der vergangenen Jahre mit aktuellen Emissionsfaktoren [h1] in Zukunft eigenständig durch die Stadt Köln erfolgen soll.
Alle Kommunen in Nordrhein-Westfalen können den Klimaschutz-Planer frei nutzen, da das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes den Klimaschutz-Planer über eine Landeslizenz bereitbestellt.
Die Stadt Köln ist auch Mitglied im Klima-Bündnis, welches den Klimaschutz-Planer betreibt.
Die Stadt Köln ist auch Mitglied im Klima-Bündnis, welches den Klimaschutz-Planer betreibt.
Mit dem Klimaschutz-Planer werden die erfassten Endenergieverbräuche je nach Datenquelle mit einer entsprechenden Datengüte bewertet. Für die Erfassung von Endenergieverbräuchen gibt es bei den meisten Energieträgern unterschiedliche Datenquellen, welche unterschiedlich aussagekräftig sind. Das Ziel ist, für jeden Verbrauchswert die aussagekräftigste Datenquelle zu nutzen. Um dieses Ziel zu erreichen, bietet der Klimaschutz-Planer für die Dateneingabe ein Optionenmodell an, welches automatisch die aussagekräftigsten Dateneingaben für die Bilanzerstellung verwendet.
Um die Aussagekraft von Datenquellen bewerten zu können, wurde mit der Entwicklung des BISKO-Standards die Datengüte inklusive Bewertungsmatrix eingeführt.
Dadurch kann jede Datenquelle in eine von vier Datengüten eingeteilt werden. Die Datengüten im Klimaschutz-Planer sind folgenermaßen eingeteilt:
Datengüte 1,0 Dieser Datengüte werden direkt gemessene Verbräuche zugeordnet. In der Regel sind dies leitungsgebundene Energieverbräuche, wie Strom, Erdgas oder Nah- und Fernwärme, welche über Energieversorgungsunternehmen angefragt werden. Aber auch direkt erfasste Verbräuche bei kommunalen Einrichtungen oder der Industrie werden dieser Datengüte zugeordnet.
Datengüte 0,5 Endenergieverbräuche mit dieser Datengüte werden in der Regel indirekt über lokal verfügbare Primärdaten berechnet. Das können zum Beispiel Schornsteinfegerdaten oder geförderte Solarthermieanlagen sein.
Datengüte 0,25 Bei dieser Datengüte werden regionale Kennwerte und Statistiken zur Ermittlung der Endenergieverbräuche verwendet. Ein Beispiel für eine solche Berechnung ist die Ermittlung des Erdgasverbrauchs der privaten Haushalte über die Wohnfläche (falls keine Erdgasverbräuche über den Energieversorger übermittelt werden).
Datengüte 0,0: Daten mit einer Datengüte von 0,0 werden beispielsweise über bundesdurchschnittliche Kennwerte ermittelt.
Die Gesamtdatengüte einer Bilanz wird mit den anteiligen Endenergieverbräuchen der verschiedenen Energieträger und ihren jeweiligen Datengüten ermittelt. Im Klimaschutz-Planer wird diese Berechnung automatisch durchgeführt.
Datenbasis der Bilanzen bei den leitungsgebundenen Energieträgern
Die Datenbeschaffung wurde analog zur Datenbeschaffung der vorherigen Bilanzen durch die Stadt Köln übernommen. Daher wurden die gleichen Datenquellen verwendet wie in den Vorjahren.
Wichtigste Datenquelle für leitungsgebundene Energieträger im Kölner Stadtgebiet stellt hier der Netzbetreiber für Strom und Erdgas dar, die Rheinische Netzgesellschafft (RNG).
Dennoch sind damit nicht alle Energieverbräuche im Kölner Stadtgebiet erfasst. Für die Chemparks in Leverkusen/Köln-Flittard und Dormagen/Köln-Worringen betreibt die Currenta GmbH & Co. OHG (Gemeinschaftsunternehmen von Bayer AG und Lanxess Deutschland GmbH) ein eigenes Verteilnetz zur Erdgas- und Stromversorgung der Chemparks.
In vorangegangenen Bilanzen wie in 2019 könnte anhand der Daten von IT.NRW konnten die dort vertriebenen Mengen ermittelt und damit der Gesamtenergieverbrauch der RNG-Daten entsprechend ergänzt werden.
Aus Datenschutzgründen konnten für die Erstellung der THG-Bilanz für 2021 die erforderlichen Daten aus dem Industrie-Sektor nicht übermittelt werden.
Daher wurden für die Bilanz 2021 Verbrauchsdaten für Strom und Erdgas aus 2019 fortgeschrieben. Da der Anteil der Industrie am stadtweiten Strom- und Erdgasverbrauch signifikant ist, wirkt sich die resultierende, geringe Datengüte an dieser Stelle erheblich auf die Gesamtdatengüte (∑) für die Energieträger Strom und Erdgas aus (vgl. Tabelle 1). Die Gesamtdatengüte der Endenergiebilanz würde sich von 0,59 auf 0,81 verbessern, wenn die Strom- und Erdgasverbräuche aus der Industrie vorliegen würden.
Tabelle 1: Übersicht über Datenquellen und Datengüten für leitungsgebundene Energieträger
Datenbasis der Bilanzen bei den nicht leitungsgebundenen Energieträgern
Die Datengüte von nicht leitungsgebundenen Energieträgern ist für die Sektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) und private Haushalte (HH) in der Regel immer kleiner oder gleich 0,5, da für diese Sektoren in dem Bereich keine gemessenen Energieverbräuche vorliegen. Hier werden Hochrechnungen über Schornsteinverdaten oder andere Datenquellen durchgeführt. Auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte, also auch für Köln, können die nicht leitungsgebundenen Energieverbräuche der Industrie über die statistischen Landesämter bezogen werden. Bei manchen Energieverbrauchsdaten gibt es allerdings datenschutzrechtliche Hindernisse, weswegen nicht alle vollständig bezogen werden können. Im Sektor kommunale Einrichtungen (KE) können in der Regel direkt gemessene Verbrauchsdaten verwendet werden.
Die nicht leitungsgebundenen Energieträger haben in Köln mit 13 Prozent einen vergleichsweise geringeren Anteil am Gesamtenergieverbrauch, weswegen die niedrige Datengüte für diese Energieträger nur einen geringeren Einfluss auf die Gesamtdatengüte der Gesamtbilanz hat.
Tabelle 2: Übersicht über Datenquellen und Datengüten für nicht leitungsgebundene Energieträger
Datenbasis der Bilanzen beim Sektor Verkehr
Straßenverkehr (Motorisierter Individualverkehr, Straßengüterverkehr, Busse): Seit 2016 stellt das Software-Tool GRETA des Umweltbundesamtes räumlich aufgelöste Daten aller nationalen Emissionen sowie Vorgabewerte für die Kfz-Fahrleistungen für alle Kommunen in Deutschland zur Verfügung und zwar ab dem Jahr 2008 differenziert nach Kfz-Kategorien und Straßenkategorien.
Im Klimaschutz-Planer werden diese Daten für jedes Jahr als Vorgabedaten mitgeliefert. Eine Ausnahme bilden die Endenergieverbräuche der Linienbusse und Stadtbahnen.
Öffentlicher Straßenpersonenverkehr (Linienbusse und Stadtbahnen): Die Endenergieverbräuche werden über Datenlieferungen der Kölner Verkehrsbetriebe AG zu Verkehrsleistungen und Energieverbräuchen von Linienbusse und Stadtbahnen ergänzt.
Schienenverkehr (Schienenpersonennah- und fernverkehr, Schienengüterverkehr):
Der Deutschen Bahn AG (DB AG) liegt eine streckenfeine Erhebung sämtlicher Zugbewegungen in Deutschland vor, differenziert nach Zuggattungen im Personen- und Güterverkehr. Daraus können streckenfeine Fahrleistungen (Zug-km) berechnet werden. Zusätzlich verfügt die DB AG für jeden Zug über Angaben zur Zuglänge und darauf basierend über streckenfeine Berechnungen des Energieverbrauchs. Auf dieser Basis erstellt die DB AG jährlich ein streckenfeines Emissionskataster des von ihr betriebenen Schienenverkehrs in Deutschland, woraus gemeindefeine Verkehrsdaten oder Emissionsdaten zur Verfügung stehen. Im Klimaschutz-Planer werden diese Daten für jedes Jahr als Vorgabedaten mitgeliefert.
Binnenschiffverkehr- und Flughafen-bezogene THG-Emissionen:
Dem ifeu liegt mit „TREMOD: Transport Emission Model“ ein Berechnungsmodell für die verkehrsbedingten Energieverbräuche und Emissionen vor. Damit werden jährlich und kommunenspezifisch die Endenergieverbräuche und THG-Emissionen ermittelt.
Tabelle 3: Übersicht über Datenquellen und Datengüten der Verkehrsdaten
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Energie und Treibhausgasbilanz für das Jahr 2021 zusammenfassend dargestellt und beschrieben.
Endenergiebilanz 2021
Der gesamte Endenergieverbrauch der Stadt Köln betrug im Jahr 2021 rund 28.400 Gigawattstunden (GWh).
Der größte Anteil davon entfiel mit 40 Prozent (ca. 11.400 GWh) auf den Industrie-Sektor. Die privaten Haushalte (ca. 7.200 GWh) und der Verkehrs-Sektor (ca. 7.000 GWh) bildeten jeweils mit rund 25 Prozent die nächst größeren Anteile. Der GHD-Sektor lag bei 8 Prozent (ca. 2.300 GWh). Der Anteil der Endenergieverbräuche der städtischen Gebäudewirtschaft stellte einen Anteil von einem Prozent (ca. 400 GWh) dar.
Im stationären (GHD, HH, IND und KE) sowie im verkehrsbedingten Endenergieverbrauch dominierten die fossilen Energieträger. Der größte Anteil war mit 36 Prozent (ca. 10.100 GWh) dem Erdgas zuzuordnen. Der Endenergieverbrauch von Diesel lag bei 14 Prozent (ca. 3.900 GWh), von Heizöl bei 12 Prozent (ca. 3.500 GWh) und von Benzin bei 7 Prozent (ca. 2.000 GWh). Der Stromverbrauch bildete einen Anteil von 20 Prozent (ca. 5.600 GWh) und der Nah- und Fernwärmeverbrauch einen Anteil von 8 Prozent (ca. 2.200 GWh). Die übrigen Energieträger spielten anteilig eher eine untergeordnete Rolle (vgl. Abbildung 2).
Abbildung 1: Endenergieverbrauch 2021 in Köln nach Sektoren
Abbildung 2: Endenergieverbrauch 2021 in Köln nach Energieträgern
Treibhausgasbilanz 2021
Auf Grundlage der Endenergiebilanz werden anhand von spezifischen Emissionsfaktoren die Treibhausgasemissionen ermittelt. Insgesamt wurden in 2021 rund 8.700 Kilotonnen Kohlenstoffdioxidäquivalente (kt CO₂-äqu) bzw. genau 8739,29 kt CO₂-äqu emittiert.
Abbildung 3: THG-Emissionen 2021 in Köln nach Sektoren
Der Industrie-Sektor ist bei der Treibhausgas (THG)-Bilanz mit 41 Prozent (ca. 3.600 kt CO₂äqu) der größte Verbrauchssektor.
Die nächstgrößten Verbrauchssektoren sind der Verkehr mit 26 Prozent (ca. 2.200 kt CO₂äqu), die privaten Haushalte mit 23 Prozent (ca. 2.000 kt CO₂äqu) und der GHD-Sektor mit 9 Prozent (ca. 800 kt CO₂äqu). Die kommunalen Einrichtungen der Gebäudewirtschaft bilden mit rund 100 kt CO₂äqu einen Anteil von einem Prozent.
Im Vergleich zur Endenergiebilanz kommt es bei den Anteilen der Verbrauchssektoren und Energieträgern zu leichten Verschiebungen. Einer der Hauptgründe ist der vergleichsweise hohe Emissionsfaktor des deutschen Strommixes. Der Stromverbrauch mit Stromverbrauch mit 31 Prozent (ca. 2.700 kt CO₂äqu) die meisten THG-Emissionen verursacht.
Dicht darauf folgt das Erdgas mit 29 Prozent (ca. 2.500 kt CO₂äqu).
Die weiteren größeren Anteile der THG-Emissionen werden durch die Nutzung von Diesel mit 15 Prozent (ca. 1.300 kt CO2äqu), von Heizöl mit 13 Prozent (ca. 1.100 kt CO₂äqu) und Benzin mit 7 Prozent (ca. 600 kt CO2äqu) verursacht. Die THG-Emissionen von Nah- und Fernwärme bilden zusammen einen Anteil von 4 Prozent (ca. 300 kt CO₂äqu).
Nachfolgend wird die Entwicklung des Endenergieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen der Stadt Köln beginnend von 2008 dargestellt. Insgesamt ist von 2008 bis 2021 eine Reduktion des Endenergieverbrauchs um 1 Prozent festzustellen. Nachdem der Endenergieverbrauch bis 2019 um 5 Prozent anstieg, lässt sich für das Jahr 2021 mit einer Verbrauchsreduktion von rund 6 Prozent ein deutlicher Rückgang erkennen. Dies ist zum Großteil auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückführen.
Endenergieverbrauch 2008 bis 2021
Der Wärmeverbrauch nimmt in 2021 im Vergleich zu 2008 zwar um 14 Prozent zu. Zum Großteil ist eine Zunahme des Wärmeverbrauchs im Industrie-Sektor von 48 Prozent dafür verantwortlich. Aber auch der Wärmeverbrauch der privaten Haushalte nimmt um rund 8 Prozent zu. Dagegen reduzieren sich allerdings der Stromverbrauch um 18 Prozent und der Endenergieverbrauch im Verkehrs-Sektor um 13 Prozent.
Die in der Abbildung 4 deutlich sichtbare Reduktion des GHD-Sektors resultiert zum Großteil an der Zunahme des Haushalts-Sektors. Die gegenläufige Entwicklung in diesen beiden Sektoren ist höchst wahrscheinlich auf eine unterschiedliche Aufteilung des Verbrauchs auf die Sektoren in der Datenlieferung zurückzuführen. Möglicherweise wird teilweise Kleingewerbe den privaten Haushalten zugeordnet, da die Daten zurzeit keine genauere Aufschlüsselung zulassen.
Abbildung 4: Entwicklung des Energieverbrauchs von 2008 bis 2021, die Datengüte ist in gelb unter dem jeweiligen Jahr angegeben
Treibhausgasemissionen 2008 bis 2021
Bei den Treibhausgasemissionen wurde über den gleichen Zeitraum eine Reduktion von 17 Prozent ermittelt.
Ein großer Treiber dieser Reduktion resultiert insbesondere aus der deutlichen Verbesserung des Bundesstrommixes. Dies führt dazu, dass die Endenergieverbräuche im Strombereich immer weniger Treibhausgasemissionen verursachen.
Zwischen 2008 und 2021 reduzieren sich die Emissionen im Strombereich um 41 Prozent. Der Rückgang der Emissionen wird in 2021 allerdings auch stark durch die Corona-Pandemie beeinflusst. Die Treibhausgasemissionen des Wärmebereichs nehmen von 2008 bis 2021 um 11 Prozent zu. Die Emissionen des Verkehrs-Sektors nehmen dagegen um 14 Prozent ab.
Abbildung 5: Entwicklung der THG-Emissionen von 2008 bis 2021, die Datengüte ist in gelb unter dem jeweiligen Jahr angegeben
Neben den oben genannten Effekten haben unter anderem auch Veränderungen in den Bevölkerungszahlen einen Einfluss auf die Entwicklung der Endenergieverbräuche und Treibhausgasemissionen. Von 2008 bis 2021 kam es in Köln zu einem Anstieg der Einwohnerzahl um 5 Prozent. Bei der Betrachtung des Verhältnisses zwischen Einwohnerzahlen und Treibhausgasemissionen kam von 2008 bis 2021 zu einer Absenkung der Pro-Kopf-Emissionen um 21 Prozent.
Abbildung 6: Entwicklung der THG-Emissionen pro Einwohner von 2008 bis 2021
Wie im Kapitel zur Methodik beschrieben, wird als Emissionsfaktor des Stroms der Bundesstrommix verwendet.
Dadurch bleiben die Ergebnisse der Treibhausgasbilanzen zwischen Kommunen vergleichbar und der Fokus wird auf Energieeffizienz und Energieeinsparungen gerichtet. Dennoch ist es ebenso wichtig die lokale Stromproduktion mit zu berücksichtigen, um die erneuerbare Stromproduktion aufzuzeigen zu können und zu fördern. Dies kann berücksichtigt werden, indem der lokale Strommix ermittelt wird. Beim lokalen Strommix die Stromproduktion der lokalen Anlagen in Köln mit einbezogen. Vertraglicher Ökostrombezug wird bei der Berechnung nicht berücksichtigt, da Strom aus diese Anlagen bereits in anderen Kommunen berücksichtigt ist.
Abbildung 7: Auswirkungen der lokalen Stromerzeugung auf die Kölner THG-Bilanz in 2021
Wird ein eigener Emissionsfaktor für den lokalen Strommix für das Jahr 2021 berechnet, fallen die Emission um 0,2 Prozent niedriger aus.
Der Anteil der erneuerbaren Energien in der Stromproduktion liegt auf Bundesebene im Jahr 2021 bei 53 Prozent.
In Köln wird durch große Heizkraftwerke ein Großteil des vor Ort benötigten Stroms zur Verfügung gestellt.
Diese Heizkraftwerke werden überwiegend fossil sowie mit Abfall betrieben. Dank einer effizienten Nutzung in Kombination mit Fernwärmebereitstellung fallen die Treibhausgasemissionen über den lokalen Mix der Stadt trotz einem niedrigenern Anteil der Erneuerbaren Energien in der Kölner Stromeinspeiung von 5,3 Prozent minimal niedriger aus als im Vergleich zum Bundesmix.
Anteil der erneuerbaren Stromeinspeisung im Vergleich zum Stromverbrauch liegt in 2021 bei 5,3 Prozent (in 2008 waren es 2,9 Prozent)
Reduktion des Stromverbrauchs von 2008 bis 2021 um 18 Prozent**Eigenstromnutzung aus Stromproduktion der Industriebetriebe wurde bis 2019 verwendet; 2020 Daten von IT.NRW nicht vorhanden
Anteil der Stromeinspeisung aus biogenem Abfall liegt in 2021 bei 2,9 Prozent
Abbildung 8: Stromeinspeisung und Stromverbrauch Erneuerbarer Energien in Köln (ohne Verkehr)
Anteil des biogenen Abfalls an der erneuerbaren Stromerzeugung liegt in 2021 bei 56 Prozent (Photovoltaik bei 16 Prozent)
Zunahme der erneuerbaren Stromeinspeisung von 2008 bis 2021 um 52 Prozent
Abbildung 9: Stromeinspeisung Erneuerbarer Energien in Köln (ohne Verkehr)
Auf dem Weg zur Klimaneutralität gibt es drei Entscheidungsebenen, auf denen die jeweiligen Akteur*innen zusammenwirken müssen. Hier werden konkrete Entscheidungen getroffen und der Handlungsrahmen bestimmt. Die Entscheidungen wirken dabei auf den jeweiligen Ebenen hemmend oder fördernd. Jede Ebene ist notwendig, keine kann die andere ersetzen und nur im Zusammenspiel kann das Ziel der Klimaneutralität erreicht werden.
Einflussmöglichkeiten der Stadt Köln mit ihren Töchtern
Bei den Einflussmöglichkeiten der Stadt Köln werden direkte und indirekte Einflussmöglichkeiten (inklusive städtischer Töchter) unterschieden. Direkte Einflussmöglichkeiten bezeichnen den direkten und unmittelbaren Einfluss der Stadt Köln auf die Umsetzung von Maßnahmen (v.a. von Dritten).
Zum direkten Einflussbereich zählen z. B. verbindliche energetische Standards, Festsetzungen in Bebauungsplänen, spezifische Förderprogramme mit einer direkten Kopplung an nachgewiesenen Emissionsminderungen oder die Sanierung der eigenen Liegenschaften. Diese Einflussmöglichkeiten führen mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen.
Indirekte Einflussmöglichkeiten bezeichnen die Entfaltung einer mittelbaren Wirkung, indem Maß nahmen von Marktakteur*innen (Unternehmen, Bürger*innen, Zivilgesellschaft) initiiert oder unterstützt werden. Sie bergen eine begründete Wahrscheinlichkeit zur Reduktion der Treibhausgasemissionen, sind jedoch insgesamt von der Umsetzung Dritter (Unternehmen, Bürger*innen, Zivilgesell schaft) abhängig.
Für die Stadt Köln ergibt sich für die Energie- und THG-Bilanz, dass sich knapp ein Drittel der THG-Emissionen in den Einflussbereichen 1 bis 3 wiederfinden (vgl. Abbildung 5‑1). Ein Großteil davon findet sich im Bereich 2a (Versorgen), da viele Akteure an das Erdgas- und Fernwärmenetz der RheinEnergie angeschlossen sind und auf diese Weise ihre Prozess- und Raumwärme beziehen.
Abbildung 10: THG-Bilanz 2019 der Stadt Köln nach Einflussbereichen
Wird die Bilanz mit dem lokalen Strommix der Stadt gerechnet, steigert sich der Anteil des Bereichs 2a sogar auf fast 50 %, da der komplette Strombedarf der Stadt auch in der Stadt erzeugt wird. Auf die lokale Stromerzeugung haben wiederum zu großen Teilen städtische Unternehmen Einfluss. Die städtischen Einflussbereiche 1-3 nehmen in dieser Bilanz dann sogar auf zwei Drittel der gesamten THG-Emissionen (mit Regionalmix) zu. Eine Studie des UBA zeigt, dass Kommunen v.a. über ihre städtischen Unternehmen Einfluss auf die Bilanz der Gesamtstadt nehmen können. Hier spielt v. a. in Zukunft eine fossilfreie Wärmeversorgung und damit die Unternehmen mit den lokalen Wärmenetzen eine zentrale Rolle.
Vom Ziel her denken – Szenario klimaneutrales Köln 2035
Annahmen und Rahmenbedingungen
Das angestrebte Ziel im Jahr 2035 nur noch 293.000 Kilotonnen Kohlenstoffdioxid-Äquivalente [t CO₂-äqu] auf dem gesamten Kölner Stadtgebiet auszustoßen, ergibt sich aus dem Köln klimaneutral 2035 – Fachgutachten, Stand 2022.
Das angestrebte Ziel bedeutet, dass die gesamte Kölner Stadtgesellschaft wie in der Abbildungen 11 und 12 dargestellt schrittweise das Ziel bis 2035 erreichen kann und im Jahr 2036 keine Treibhausgase mehr emittiert werden sollen, die nicht auf natürliche oder technische Weise neutralisiert werden können.
Abbildung 11: THG-Zielentwicklungspfad und Entwicklungspfad CO₂-Budget
Die dort aufgeführten Szenarien sind keine Prognosen, sondern zeigen eine mögliche Entwicklung unter bestimmten definierten Annahmen und Rahmenbedingungen.
Das hier dargestellte Szenario beschreibt einen möglichen Weg zum Erreichen der Klimaneutralität bis 2035 unter Bewahrung eines Paris-konformen CO₂- Budgets.
Dabei orientieren sich Annahmen sowohl am 1,5 Grad Ziel als auch am 1,75 Grad Ziel. Hintergrund sind differenzierte Einschätzungen zur zeitlichen Umsetzbarkeit. Hierdurch entsteht ein Szenario, das im Korridor zwischen dem 1,5 Grad und 1,75 Grad Ziel angesiedelt ist.
Die wichtigsten verwendeten Studien sind die DENA – Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität sowie die BDI Studie - Klimapfade 2.0. Hinzu kommen Annahmen aus der fachlichen Beteiligung sowie gutachterlicher Einschätzung.
Ausgangspunkt der Szenarienberechnung sind die Treibhausgasemissionen der Stadt Köln, berechnet mit einem lokalen Stromerzeugungsmix und interpoliert auf das Jahr 2021.
Abbildung 12: Stufenplan jährliche THG-Reduktion bis 2035